Den Hundehaltern werden voll eingerichtete Wohnungen in diversen Grössen angeboten. Die Familie Kern engagiert die jeweiligen Hundetrainer (gemeint sind auch Hundetrainerinnen und Kenner der Hundeszene), organisiert die Kurse und bietet gleichzeitig die Unterkunft, was für alle Beteiligten eine winwin-Situation darstellt.

Eigentlich ist es doch so, dass sich Mantrailer und Fährtensucher lediglich darin einig sind, dass ihre Disziplin kaum mit der anderen kompatibel und es nicht förderlich sei, wenn sich Hunde mit beiden Sucharbeiten beschäftigen. Meine Erfahrungen zeigen, dass Eurasier überall gerne motiviert mitmachen, sofern etwas Abwechslung und Motivation durch den Hundeführer geboten werden.
Es war ausgerechnet eine aufgeschlossene Mantrailerin, die mich animierte, am Fährten-Intensivseminar von Milan Hoyer (www.faehrten-seminare.de) teilzunehmen.

Am Sonntagabend treffen wir uns zum ersten Appell (Ausdruck bewusst gewählt); unsere Gruppe besteht aus 8 Personen und 10 Hunden. Ohne Umschweife gibt uns der Kursleiter Milan Hoyer bekannt, dass es jeweils morgens um 7.30 Uhr losgeht und dass vorgängig das Fleisch (gekochtes Rindfleisch und weitere Leckereien in Micro-Format) vorgeschnitten werden müsse. Der Hund soll ja nicht lediglich fressen, sondern dazu animiert werden, das Geruchsfeld intensiv zu schnüffeln. Apropos Geruchsfeld: das ist laut Milan Hoyer das A und O des Fährten; der Hund soll möglichst oft, in aller Ruhe und konzentriert, im runden, 2,50 m im Durchmesser grossen Kreis schnüffeln und den feinen Fleischgeruch mit dem durch unsere Füsse abgetretenen Boden in Verbindung bringen.
Erst am dritten Kurstag darf man sich dem „Schwänzle“ (einer Fährte, die aus dem Kreis rund verläuft und erst im fortgeschrittenen Stadium Winkel aufweist) widmen.
Milan Hoyer, eine markante Persönlichkeit aus rauem Holz geschnitzt und mit einem weichen Kern versehen, gab in einer für mich nicht immer sofort verständlichen Sprache (dem fränkischen Dialekt) klar zu verstehen, dass die Hunde absolut ohne Druck arbeiten sollen. Er selbst, der in früheren Jahren mit Stachelhalsband gearbeitet hatte, sei vom Saulus zum Paulus mutiert und verpöne aufs schärfste jegliche Art von Druck auf den Hund.
Wie es meinen beiden Hunden erging? Prächtig, muss ich sagen!!!! Ihnen gefiel wohl die Völlerei, Leya arbeitete ganz ruhig ihr Geruchsfeld aus, Arthos ging zuerst hastig in seinem Feld ans Werk und kapierte recht rasch, dass es noch besser sei, Ruhe zu bewahren - nichts wurde ihm weggenommen! Am Ende des Kurses konnten beide Hunde ihre Fährten recht gut laufen.
Leya (oder Blondie, wie sie von Milan genannt wurde) hat ihren eigenen, souveränen und ruhigen Schritt entwickelt, Arthos (genannt Blacky) ebenso, wenn auch etwas hastig und nicht durchgehend konzentriert. Beide zeigten keine Ermüdungserscheinungen, das Tempo mit den längeren Aufenthalten im Auto war offenbar sehr gut geplant.

Für mich als Anfängerin war dieser Kurs hervorragend, vielleicht abgesehen von seiner Intensität. Das viele Fleisch, das für zwei Hunde gekocht und klein geschnitten werden musste, das Versäubern der Hunde und das nicht zu vernachlässigende Frühstück für Mensch und Hund bedingten für mich eine Tagwache um 4.30 Uhr. Während der Mittagspause, die knapp eine Stunde dauerte, war es für mich Pflicht, die Hunde wenigstens kurz auf einer Wiese rennen zu lassen und, falls möglich, kurz einkaufen zu gehen. Abends gab es wieder das Vorbereiten des Fleisches und allenfalls ein Nachtessen im nahe gelegenen Dorf, das jeweils mit dem Auto erreichbar war. Ansonsten kurze und einfache Mahlzeiten in der dafür viel zu gut eingerichteten Küche in der Wohnung. Um 22.30 Uhr brannte meistens nur noch das Licht von meiner Wohnung in der dunklen, sternenbestückten Nacht.
Am dritten Abend des Kurses kam ich an meine Grenzen und hatte abends kaum mehr die Kraft, einen Beutel vorgekochter Suppe aufzuschneiden, geschweige aufzuwärmen. Zudem taten mir die Füsse recht weh und es kam noch hinzu, dass ich Fleisch nicht mehr riechen konnte…Amelie, die Tochter einer Teilnehmerin, kam mir zum guten Glück mit Fleisch-Schnetzeln grosszügig zu Hilfe. Danke!!!
Dann raffte ich mich auf, die Krise war überstanden und ich hätte noch problemlos eine Woche anhängen können.
Problemlos? Nein, geistig fehlte es mir an Nahrung und ich bedauerte, keine Zeit gehabt zu haben, diese schöne Gegend erkunden zu dürfen. Aber mächtig stolz auf mich und den Hunden wage ich zu behaupten, dass ich selten in so kurzer Zeit so viel gelernt habe, und dass ich diesen Kurs wieder besuchen würde - aber bitte, nicht sofort!
Am Abreisetag begann es um 6.30 Uhr an zu regnen – der November-Sommer war vorbei, die Wälder legten ihre wunderprächtigen Kleider ab und der Kurs war zu Ende… C’est la vie!

Valeria mit Leya & Arthos

Dir, liebe Marion, danke ich herzlichst für das Foto- und Videomaterial.